Sonntag, 21. Dezember 2008

Julebord 2008 in Lillehammer

Eigentlich hatte ich nicht vor an dem Julebord teilzunehmen, ich bin halt nicht so der total soziale Typ. Aber wie das Leben so spielt hat sich ergeben, dass ich dabei sein sollte.
Die Uebernachtung vom Samstag auf Sonntag fand im Birkebeinen Hotel statt. Dieser Hotel liegt ganz dicht am Olympischen Dorf, man kann das sehen und vor allem nachts ist es sehr gut beleuchtet. Interesseirt hat mir vor allem die Geschichte der Buergerkriegen um 1200 und ueber die Tour des kleinen Koenigs Haakon Haakonsen mit den Birkebeineren nach Trondheim.
Essen sollten wir im Radisson SAS, davor wurden wir mit einer Kutsche, von schoenen dicken Pferden gezogen, einmal um das Zentrum der Staat "kutschiert". Es war sehr kalt und ich hatte wenig Warmes an, meine Radjacke aus Plastik hielt nicht lange die Kaelte auf, die ich alsbald im Ruecken zwischen den Schulterblaettern krichen fuehlte. Interessant fand ich, sah ich zum ersten Mal in meinem Leben (Stadtkind halt) wie der Dampf der Atmung der Pferde ausstroemte in der kalten klaren Luft. Darueber hinaus fand ich lustig dass die Kutschen 2 kleine Fackeln an den Seiten neben dem Kutscher hatten, und wie sie brannten. Diese "Fackeln" scheinen von den Nordmaennern sehr beliebt zu sein, ich hatte solche sonst davor nur in Berlin mal gesehen... Bei der Runde auch 3 Kiwi-Supermaerkte gesehen und keinen anderen. Irgendwie eigenartig. Die Autos mussten hinter uns manchmal in langen Schlangen ueber etwas laengere Zeit "kriechen". Keiner schien ungeduldig zu werden. Ein Buss, der uns entgegen kam, ist sogar stark zur Seite gefahren, uns viel Platz gemacht und gewartet.
Das Essen war Bueffet-Artig. Ist halt vernuenftig wenn man die Menschen-Massen futtern muss wie sie halt kommen. Erstaunt hat mich allerdings zuerst wie viel Fleich angeboten wurde, na gut, denke ich, wenn man in so einer kalten Umgebung lebt muss man leider viel davon essen... Und zum anderen hat mich erstaunt wie die tote Tiere, immerhin in gekochtem Zustand doch durchaus die Originlform beibehaltend, vorzufinden waren. Ich habe mich an Yumikos Meinung sehr deutlich erinnern koennenund sie auch durchaus geteilt, dass in Japan (zum Beispiel) das tote Tier auf dem Teller oder Tablett ueberhaupt nicht als solches (totes Tier) zu erkennen sein sollte. Das letzte Mal, dass mir so etwas aufgefallen war war auf einem polnischen Schiff. Dort gab es allerdings 2 Messen, die der Mannschaft, steril praktisch und die der Offiziere, sehr edel, und diese hatten auf dem Tisch einen riesiger Vogel, vielleicht Ente oder Truthahn, noch mit allen Teilen ausser Kopf und Klauen als... ehmmm... sterbliche Resten eines Vogels zu erkennen. Bei den Polen habe ich mich erinnern koennen an dem, was meine Mutter mir mal erzaehlt hatte, dass die Polen viel Wert auf Adel und solchen Sachen legten und ich habe einfach diese Art auf deren "Rueckstaendigkeit" zurueckgefuehrt. Mir spricht eher die sterile, praktische Arbeitsumgebung an. Es gibt leider immer wieder Leute welche Arbeit abscheuen.
Zureuck zum Radisson: Ich habe viel gegessen, natuerlich ueber jeden Hunger hinaus; 2 Mal Nachtisch, ich mag halt Suesses. Was mir dabei auch aufgefallen ist, ist dass viele Menschen mehr auf dem Teller packten als sie instande waren zu verzehren. Ist natuerlich logisch, man sagt nicht umsonst dass die Augen groesser als der Magen sind. Es tat mir aber auch sehr Leid einfach der Gedanke, dass da Tiere gestorben sind um unverzehrt von einem Teller in den Muell zu wandern, unnoetig gestorben, umsonst gelitten. Zwar ist das eine Verschwendung aber wirtschaftlich gesehen billiger als die Lohnkosten von Menschen, die dann Bestellungen entgegennehmen und das Essen ausreichend aber nicht in dem Ueberfluss portionieren. Ist solche Wirtschaft vernuenftig? Ich denke eher nicht aber dieses Mechanismus funktioniert.
Zu Fuss dann zu dem Hotel zurueck. Die Landschaft sehr verschneit, so wie man sich die Weihnachten in den Suedlaendern vorstellt, der Schnee liegt auf den Baeumen weich und weiss, in Lillehammer brennen die Lichter mitten in der Nacht (Elektrizitaet-Verschwendung norwegischer Art, was auch nicht weiter schlecht ist, man produziert hier sowieso Strom in Ueberfluss aus Wasserfaellen so gut wie umsonst) aber diese Beleuchtung macht doch die Landschaft nachts sehr schoen zu sehen. Auch Strassen und Autobahnen sind mit sehr guter Beleuchtung ueber lange Strecken fuer relativ wenige Fahrzeuge unterwegs bestueckt.
Es war fast Mitternacht. Schnell eingeschlafen, ich wollte am Sonntag so frueh wie moeglich nach Oslo zureuck um dort weiter an meinem Programm zu arbeiten, nicht sehr gut geschlafen weil der Magen so voll war, doch erst gegen 9 Uhr wach geworden.
Das Hotelzimmer war relativ klein aber bequem; an der Wand einem Flach-TV (spart Platz), aber vor allem hat mir das Badezimmer gut gefallen, positiv beeindruckt. Eine Ecke war einfach geschnitten, so dass keine Ecke in dem Sinne entstand und somit gab es mehr Platz auf der anderen Seite, fuer den Schlafraum ueberhaupt. Ausserdem war die Ecke gegenueber der Tuer mit dem Service-Schacht belegt, eine Ecke die sonst leer geblieben waere zwischen Klo und Waschbecken. Summa summarum hatte das Badezimmer so gut wie keine Platzverschwendung, vielmehr hatte man den zur Verfuegung stehenden Platz optimal ausgenutzt, eine Sache die mir sehr gefiel, die mein Gefuehl fuer "Muda" entsprach. Dabei habe ich ueberlegt, dass ich gerne im Sinne von "Muda" (Vermeidung von Verschwendung) und "Kaizen" (Kontinuierliche Verbesserungen) denke und handele, auch meine Vorliebe fuer "Operations Research" und Optimierung ist eigentlich hier zu finden.
Allgemeines: Alle Arbeitskollegen sehr fein angezogen. Das ist halt nicht meine Welt. Wahrscheinlich von vielen nicht...
Die Fahrt hin und zurueck war in Ordnung, hatte ich mir das etwas schlimmer vorgestellt aus den Berichten des Arbeitskollegen V. der meinte schon dort gewesen zu sein und der Schnee war zu hoch um Auto zu fahren. Wahrscheinlich Glueck dieses Jahr. Temperaturen zwischen -3 und -10 Grad, doch zuueck muss die Aussentemperatur um den Nullpunkt gelegen haben weil ueber langen Strecken war der Matsch weg von der Strasse und die Autos spritzten Wasser. Ueber Nacht sind knapp 3 cm Schnee auf dem Auto gefallen.
Die Fotos von Lillehammer, die an den Waenden des B.-Hotels hingen waren mMn auch sehr interessant um einen Eindruck zu bekommen. In Erinnerung liegt das Foto eines etwas aelteren Herren mit gefurchten Gesichtszuegen und Goldzaehnen: sehr gut gelungenes Portraet.