Samstag, 23. Mai 2015

Warum Scrum abbrennen soll (eine Übersetzung)


Why Scrum Should Basically Just Die In A Fire (hier nur ein Abzug)

Von: http://gilesbowkett.blogspot.de/2014/09/why-scrum-should-basically-just-die-in.html

(Ich empfehle das Original zu lesen!)


The Agile Manifesto might also be to blame for the Scrum standup. It states that "the most efficient and effective method of conveying information to and within a development team is face-to-face conversation." In fairness to the manifesto's authors, it was written in 2001, and at that time git log did not yet exist. However, in light of today's toolset for distributed collaboration, it's another completely implausible assertion, and even back in 2001 you had to kind of pretend you'd never heard of Linux if you really wanted it to make sense.

Well-written text very often trumps face-to-face communication. You can refer to well-written text later, instead of relying on your memory. You can't produce well-written text unless you think carefully. Also, technically speaking, you can literally never produce good code in the first place unless you produce well-written text. [...]

In fact, GitHub itself was built without face-to-face communication. Basecamp was built without face-to-face communication as well. I'm not saying these people never met each other, but most of the work was done remote.  [...]. And face-to-face communication plays a minimal role in the majority of open source projects, which usually outperform commercial projects in terms of software quality.

In addition to defying logic and available evidence, both these Agile Manifesto principles (1) encourage a kind of babysitting mentality. I've never seen Scrum-like frameworks for transmuting the work of designers, marketers, or accountants into cartoonish oversimplifications like story points.


Übersetzung (des Abzuges)

Das Agile Manifesto widerspricht auch die Standup des Scrum . Es besagt, dass "die effizienteste und effektivste Methode der Übermittlung von Informationen zu und innerhalb eines Entwicklungsteams ist ein persönliches Gespräch". Um fair zu den Autoren zu sein muss man hier bemerken, dass dieses wurde im Jahr 2001 geschrieben, und zu dieser Zeit gab es noch kein git log. Bei den heutigen Tools, die für die verteilte Zusammenarbeit existieren, es diese Behauptung recht unglaubwürdig, und eben auch im Jahr 2001; musste man doch annehmen, die Autoren haben nie etwas von Linux gehört, wenn Sie wirklich richtig liegen sollten.

Ein gut geschriebener Text ist oft einfach besser als ein persönliches Gespräch. Ein Text kann jederzeit nachgelesen werden, anstatt dass man sich auf das eigene Gedächtnis verlässt. Man kann auch ein Text nicht schreiben ohne (genau) zu wissen, was man wirklich äußern will. Technisch gesehen, man kann auch nicht gut programmieren wenn man nicht richtig schreiben kann. [...]

Richtig ist es, dass GitHub selbst ohne persönliche Gespräche entwickelt wurde. Das Gleiche gilt für Basecamp. Ich behaupte nicht, das die Entwickler sich nie getroffen haben, doch die meiste Arbeit wurde aus der "Ferne" getan. [...]. Ebenfalls spielen persönliche Gespräche in den meisten Open-Source-Projekte eine untergeordnete Rolle. Und Open-Source-Projekte übertreffen in der Regel, in Bezug auf die Qualität der SW, kommerzielle Projekte.

Nich nur dass diese beide "agilen" Prinzipien (1) vorhandene Beweise und einfache Logik trotzen, sondern dass sie auch eine Art Kindergarten-Mentalität fördern. Ich habe noch nie gesehen, dass man Scrum bei Design, Buchhaltung oder Ein- und Verkauf benutzt: oberflächliche, Bilderbuch-ähnliche Vereinfachungen, wie die Sache mit den "Story Points" (Bewertung der 'Geschichten').


(1)
Als 2. Prinzip ist gemeint:
"business people and developers must work together."
Zu deutsch:
'Geschäftsleute und Entwickler müssen zusammenarbeiten.'

Die 1. angesprochene Prinzip war:
'die effizienteste und effektivste Methode der Übermittlung von Informationen zu und innerhalb eines Entwicklungsteams ist ein persönliches Gespräch'.

Mittwoch, 13. Mai 2015

Agile Prinzipien: Schwammig. Schwach. Lahm.

From: http://www.agilemanifesto.org/principles.html
Principles behind the Agile Manifesto

We follow these principles:


1. Our highest priority is to satisfy the customer through early and continuous delivery of valuable software.

2. Welcome changing requirements, even late in development. Agile processes harness change for the customer's competitive advantage.

3. Deliver working software frequently, from a couple of weeks to a couple of months, with a preference to the shorter timescale.

4. Business people and developers must work together daily throughout the project.

5. Build projects around motivated individuals. Give them the environment and support they need, and trust them to get the job done.

6. The most efficient and effective method of conveying information to and within a development team is face-to-face conversation.

7. Working software is the primary measure of progress.

8. Agile processes promote sustainable development. The sponsors, developers, and users should be able to maintain a constant pace indefinitely.

9. Continuous attention to technical excellence and good design enhances agility.

10. Simplicity -the art of maximizing the amount of work not done- is essential.

11. The best architectures, requirements, and designs emerge from self-organizing teams.

12. At regular intervals, the team reflects on how to become more effective, then tunes and adjusts its behavior accordingly.


Mein Senf dazu:

Zu 1. Gut und wichtig ist es, den Kunden stets glauben zu lassen, man will sie zufriedenstellen. Ansonsten ist der Punkt eher schwammiges Wunschdenken.

Zu 2. Mehrarbeit zu begruessen zeugt eher von schwacher Denkweise. Es soll gelten: Aenderungen zu minimieren. Das soll auch der Kunde beherzigen. Je eher die Anforderungsaenderungen erscheinen desto besser, man soll diese ergo verlangen, ASAP, doch nicht "auch spaet im Projekt diese willkommen heiszen".

Zu 3. Schwacher Punkt. Es ist wichtig, dass das Ergebnis funktioniert, und zwar so gut wie moeglich. Das die SW lange vor Ende des Projekts "arbeitet", und auch diese (so) oft (wie moeglich) zu liefern... das kann kein wirkliches Ziel sein. Ziel ist das Endergebnis. Und darauf sollte man fokusieren.

Zu 4. Die Entwickler taeglich mit Meetings (oder was auch immer eine Zusammenarbeit bedeutet) mit "Business People" wuerde den Entwickler eher zu sehr ablenken, belasten. Eine enge Zusammenarbeit ist erwuenscht, doch "taeglich" ist uebertrieben. Die "Business People" sollen dem Entwickler jederzeit zur Verfuegung stehen. Nicht mehr und nicht weniger. "Taeglich" etwas zu erzwingen ist irgendwie besonders unflexibel.

Zu 5. Gute Idee. Ist das aber eine exklusive Eigenschaft des "Agilen" Entwickelns, oder eher eine allgemeine gute Idee ...?

Zu 6. Aber auch nicht immer. Ausnahmen existieren. Ich halte solche allgemenine generalisierneden Aussagen, fuerwahr, fuer eher unflexibel. Die Punkte 5 bis 7 sind eher allgemeine gute Praktiken, wurden aber sicher nicht von den Autoren des "agilen Manifests" "erfunden".

Zu 7. Es kommt darauf an, wie man "Fortschritt" definiert. Und was man genau messen will. Komplexitaet, z.B. -in Bezug auf Fortschritt-, sollte man anders messen. Diese Aussage ist in meinen Augen auch eher zu allgemen. Dieser Punkt auch eher unflexibel.

Zu 8. These ohne Beweis. Nur solange die Entwickler bezahlt werden, werden sie auch entwickeln. Ausserdem muessten die Entwickler auch die Taetigkeit als sinnvoll erachten. Diese Voraussetzungen basieren nicht auf "agilen Prinzipien".

Zu 9. Scheinbar waren die Schreiber des Manifests ab Punkt 8 schon etwas muede. Schoene Woerter, zusammenhaltslos aneinadergereiht. Nicht nur, dass die Folgerung, wie hier beschrieben, nicht ersichtlich ist; sondern vielmehr lassen sich zahlreiche Gegenbeispiele zu dieser Aussage finden.

Zu 10. Einfachheit ist schon (sehr) wichtig. Doch "essential" ? Na ja. Ausserdem ist "Einfachheit" ganz sicher nicht "die Kunst, die nicht verrichtete Arbeit zu maximieren". Im Gegenteil; oft muss man mehr Arbeit verrichten und ein System einfacher zu gestalten.

Zu 11. Ich halte dieses Prinzip auch wieder fuer schwach im Sinne des Denkens: Gute Architekturen werden von guten Architekten entwickelt. Gute Anforderungen werden von guten Requirement-Engineers geschrieben. Gutes Design wiederum von guten Designers erstellt. Diese Arbeiten haben mit einem Team eher wenig zu tun. Ziemlich egal wie sehr sich das Team "selbst organisiert".

Zu 12. Gutes Prinzip. Sehr gut sogar (richtung Kaizen). Doch... eine Exklusivitaet von agilen Teams...? Zweifle ich stark.

Mein Fazit zu dem Manifest:

Inhaltslos: Punkte 1, 5 und 9.
Unflexibel: Punkte 4, 6 und 7.
Folgerung unlogisch: Punkte 8 und 9.
Falsch: Punkte 2, 10 und 11.

Auch hier (wie bei http://www.agilemanifesto.org) sollte man stark (zum Besseren) ueberarbeiten.
Vom urspruenglichen Manifest wird wahrscheinlich kaum etwas uebrig bleiben.

To be done. Bei mir. Im Laufe dieses Jahres.
 :-)